In unserem regelmäßig stattfindenden Seminar an der Hochschule für Gesellschaftungsgestaltung stellen wir Machtfragen: Was ist Macht? Wer oder was übt sie aus? Aus welchen Quellen speist sich ökonomische Macht?
Macht und Machtverhältnisse sind ein Grundphänomen in wirtschaftlichen Prozessen und eine zentrale Analysekategorie in vielen etablierten Sozialwissenschaften. Trotzdem wird Macht in der Lehrbuchökonomie systematisch ausgeblendet, da Machtverhältnisse in der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft als Kategorie keinen Platz haben. „Märkte“ werden als Sphäre der freien und rationalen Verfolgung von Interessen verstanden und stellen sich per Definition als machtfreie Räume dar. Im Gegensatz werden Politik und der Staat als Sphäre der Macht, ihrer Begrenzung, ihres Missbrauchs und der demokratischen Kontrolle konzipiert.
Als Kontrapunkt dazu machen wir Macht in diesem Seminar zum zentralen Thema und nähern uns der Rolle von Macht in Staat und Ökonomie aus verschiedenen Perspektiven an. Im ersten Seminarblock geben wir einen Überblick zu verschiedenen sozialwissenschaftlichen Verständnissen des Machtbegriffs (z.B. bei Hobbes, Marx, Weber und Foucault) und gewinnen einen Überblick über die Ideengeschichte des Machtbegriffs. Verwoben mit diesem ideengeschichtlichen Streifzug wollen wir aber auch die konkrete Frage nach Macht in der Ökonomie stellen. Inwiefern sind „Märkte“ vermachtet? Was ist die „Macht des Kapitals“?
Im Anschluss fokussieren wir auf eine zentrale Kategorie von Machtverhältnissen in der Wirtschaft und nehmen (Privat-)Eigentum in all seinen Facetten als zentralen Konzentrationspunkt von Machtausübung in kapitalistischen Ökonomien in den Blick. Welche Verbindung gibt es zwischen Eigentumsverhältnissen und Machtphänomenen? Was ist das Versprechen des Privateigentums und gilt dieses (weiterhin)? Um jedoch nicht bei einer Kritik der politischen Ökonomie stehen zu bleiben, werfen wir einen Blick in die reiche Geschichte und Praxis von Alternativen zum Privateigentum wie Genossenschaften, Commons-Ansätzen, Vergesellschaftungsinitativen und einigem mehr.
Im zweiten Seminarblock widmen wir uns dem Staat, staatlicher Macht und der Frage, wie Transformation gelingen kann. Braucht es die Übernahme der Macht im Staat, um grundlegende gesellschaftliche Veränderung zu erreichen oder verändert der Staat vielmehr diejenigen, die versuchen, den Marsch durch die Institutionen zu gehen? Wir verschaffen uns einen Überblick über die verschiedenen Ansätze und Strategien von Transformation, gehen ihren Ursprüngen, Potentialen und Problemen nach. Wir ordnen die unterschiedlichen Transformationsstrategien historisch ein und diskutieren anhand konkreter Beispiele, welche Rolle bestimmte Strategien heute spielen.